Kurz nach-denken...

...über das Absterben und neu Geboren-Werden:

Der perfekte Film für Allerheiligen: Eine junge, leukämiekranke Frau bereitet sich bewusst auf das Ausscheiden aus der Körperhülle vor, verzichtet auf den Kampf und gibt sich dem Fluss des Lebens hin. Die inneren Bilder und Erfahrungen, die sie auf dem Weg schildert, decken sich genau mit dem, was inzwischen auch aus anderen Quellen bekannt ist (der Film entstand 1991).

www.youtube.com/watch?v=hFJTN9c_75Q

Ein schöner, inspirierender Film. Wir leben noch eine Weile, dann gehen wir auch. Wo ist schon der Unterschied zwischen dieser Frau und mir? Auch mir könnte jeder Arzt der Welt bestätigen: "Herr Weinert, ich kann nichts für Sie tun - Sie werden sterben müssen! Ich kann Ihnen allerdings nicht genau sagen, wie viel Zeit Sie noch haben."

Insofern sind auch wir bereits in der Vorbereitungsphase auf diesen Schritt. Und nur wer sterben (loslassen) gelernt hat, kann auch wirklich leben (in jedem Moment das Wesentliche erkennen und es ohne Festhalten durchleben und auskosten). Insofern führt die absterbende und erlöschende Zeitqualität von November und Dezember ganz logisch zum Gegenpol: zur Geburt des Lichts in der Weih(e)-Nacht - und in uns, wenn wir uns jetzt die Zeit nehmen und den Raum geben für das Absterbende. Jetzt kann das kleine Loslassen und Abschiednehmen geübt werden, damit es im Großen später gelingt. Ein tolles Beispiel seht ihr in diesem Film.

Wer Loslassen kann, dem gelingt der Übergang leicht und schön, wie auch in diesem Beispiel zu sehen ist. Elisabeth Kübler-Ross hat diesen Zusammenhang in vielen Fällen beobachtet. Und wer als Angehöriger loslassen kann, legt diesem Prozess keine Steine in den Weg, das ist unsere Verantwortung und Aufgabe. Festhalten und Beharren auf der eigenen Sichtweise erzeugt Leiden und Drama (die Welt hat per se kein Leiden für uns parat!). Loslassen und mit dem Fluss des Lebens Einverstanden-Sein erzeugt inneren Frieden und Ruhe. Schaut euch diese junge Frau im Filmbericht an.

Und wem nach der Weih(e)-Nacht kein Licht geboren wird, der könnte sich fragen, ob er der Dunkelheit und Stille vorher ausreichend Raum gegeben hat. Wer nicht den Gegenpol einlädt, anschaut, durchlebt und erlöst, wird auch die (scheinbar wünschenswertere) Seite nicht wirklich kennenlernen - ein Grundgesetz der Polarität, durch vieles Wünschen und Positivdenken nicht auszuhebeln.

Wo sind übrigens die schönsten Herbstfarben zu sehen? Auf den ungedüngten Naturwiesen, wo das Absterben ganz natürlich dazu gehört. Wo ist Einheitsgrün und Dauerwachstum ohne Abwechslung, ohne Vielfalt, Quantität statt Qualität, Menge statt Inhalt? Auf den gedüngten Wirtschaftswiesen. Das "moderne" Leben mit Stress bis in die "staade Zeit" und mit Licht bis in die Nacht hinein ist für mich eine interessante Analogie dazu. Das ist lebens-fremd und nur scheinbar ein Fort-Schritt. Wir verlieren viel und der Preis dafür ist hoch. Die gute Nachricht: Niemand wird gezwungen mitzumachen. Übergebe Dich wieder dem Rhythmus des Lebens. Es tut so gut, braucht nur Mut am Anfang. Dauernd Vollgas ist unnatürlich und funktioniert nicht auf Dauer, führt schon gar nicht zur Fülle, höchstens zur Völlerei.


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