Kurz nach-denken...

...über Überbeschäftigung:

Ich war jetzt ausnahmsweise für ein paar Wochen hektisch überbeschäftigt (also "normal", wie die meisten in unserer Gesellschaft, vielleicht auch so wie Du?), nach langen Jahren mal wieder. War eine interessante Erfahrung. Denn jetzt weiß ich, worin der Vorteil liegt dieser Überbeschäftigung (= es strömen mehr Aufgaben und Informationen auf einen ein, als man in der selben Zeit erledigen bzw. aufnehmen kann):

Man kommt nicht dazu, über sich selbst nachzudenken, die eigenen Bedürfnisse zu spüren und hat sieht keine Wahl mehr in Hinblick auf einen von mehreren möglichen Wegen.

Denn dann müsste man sich die unangenehme Frage stellen, was man denn stattdessen lieber machen würde und hätte das scheinbare Risiko, durch die eigenen Wahl eventuell unangenehme Folgen tragen zu müssen (das Risiko einer "falschen" Wahl oder das Risiko eines ungewissen, unbekannten Endes), wo man es nicht mehr auf andere Menschen oder Umstände schieben könnte, sondern zu sich und seiner Wahl oder seinem Irrtum stehen müsste – vor sich selbst. Da käme dann plötzlich die Frage der bedingungslosen Selbstliebe ins Spiel ("Kann ich mich selbst noch lieben und achten, obwohl ich scheinbar geirrt habe und selbst wenn andere mich derzeit nicht lieben und achten und über meinen Weg das Gesicht verziehen?"). Oder man würde (was ich auch kenne) das Gefühl spüren, nicht gebraucht zu werden von der Welt, unwichtig zu sein. Dann käme die Frage ins Spiel "Brauche ich mich selbst, bin ich für mich da, bin ich mir selbst wichtig?". Wer will das schon...

Was versäumt man, wenn man sich weiterhin dem Rausch der Überfrachtung hingibt?

Man versäumt die Option, an die das Ego nicht denkt. Nämlich, dass der eigene Weg zwar ein ungewisses, aber gerade deshalb auch ungeahnt schönes Ende in sich birgt und dass das scheinbare Risiko der eigenen Wahl in die Freiheit und Ent-Wicklung führt (nicht gleich in die Schmerzfreiheit, aber mittelfristig schon). Dass geführt werden statt selbst steuern so viel weiser und leichter und schöner ist - und so viel bessere Ergebnisse zeitigt als alles andere. Dass "Nein" sagen zu den "normalen" Umständen den gesunden Menschenverstand zurückbringt und die Steuerungsfähigkeit über das eigene Lebensschiff, das sonst nur fremdgesteuert durch unruhige Gewässer treibt.

Wenn Du wartest, bis der Wahnsinn von selbst zu einem Ende kommt, kannst Du noch lange warten. "Nein!" sagen und "Es reicht!" ist der erste Schritt. Der zweite ist kurz nach-denken und darüber reden. Der dritte ist Gehen in die andere Richtung, also tun.

Der dritte Schritt ist der wichtigste, ohne ihn ist alles nichts.


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