Gegenargumente

Wenn ich mit Menschen rede, die auf der Suche sind und sich mit dem Gedanken an eine Lebensveränderung tragen, höre ich im Gespräch interessanter Weise von den unterschiedlichsten Leuten immer wieder die gleichen Gegenargumente oder Zweifel. Einerseits sind sie irgendwie fasziniert von den "neuen" Denkansätzen, andererseits fallen ihnen dabei ganz bestimmte Zweifel ein, die gegen einen Start in neue Gefilde sprechen. Es meldet sich hier das Ego, das die Kontrolle über uns nicht aufgeben möchte (siehe Gleichnis Lebensschiff). Alleine die Tatsache, dass von unterschiedlichen Egos stets die gleichen Gegenargumente gebracht werden, könnte uns trösten. Denn das Ego ist gar nicht so individuell, wie es uns glauben machen möchte, und daher durchschaubar in seiner Taktik. Das brachte mich auf den Gedanken, diese immer wiederkehrenden Gegenargumente auf dieser Seite aus meiner Sicht zu beantworten. Entscheiden Sie selbst, ob Sie dem Für oder Wider in Ihrem Leben den Zuschlag geben möchten.

Die Geistesschulung scheint ja auf eine andauernde Beschäftigung mit sich selbst hinaus zu laufen. Ist das nicht egoistisch und das selbstverantwortliche Weltbild nicht sehr egozentrisch? Was ist mit meinen Mitmenschen, um die sollte ich mich doch auch kümmern - gerade wenn ich Frieden und Liebe leben möchte!?

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Es ist im Prinzip wie mit Geld: Nur was ich selbst habe, kann ich anderen geben. Daher geht es darum, Frieden und Liebe erst in mir zu finden, um ihn anderen geben zu können. Das Ego möchte mich davon abhalten, weil ich seinem Diktat "Suche, aber finde nicht" gehorchen soll, um seine Macht über mich aufrecht zu erhalten. Daher redet es mir ein, ich solle bei den Anderen nach Frieden und Liebe suchen und wenn ich sie dort nicht finde, den anderen die "Schuld" dafür geben.

Dieses Spiel kann ich endlos wiederholen, es führt nach Nirgendwo. Erst wenn ich in mir gründlich auf die Suche gehe, werde ich die verschüttete Quelle finden, nach der ich so lange gesucht habe. Und wenn ich sie wieder zum Sprudeln gebracht habe, werde ich unbegrenzt davon geben können, weil sie nie versiegt. Und wenn ich so viel geben kann, fühle ich mich reich. Vorher musste ich mein Geben beschränken, denn alles, was ich gab, machte den anderen reicher und mich ärmer. Das ist wahrer Ego-ismus. Die Gaben des Egos sind begrenzt, die Quelle in mir ist unbegrenzt. Wie lange will ich noch warten, diese Behauptung gründlich auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen? Welche Gegenargumente möchte ich noch wie lange abwägen, bevor ich einfach ausprobiere, was wahr ist?

Ich habe Familie / einen anspruchsvollen Beruf und bin damit voll ausgelastet. So etwas wie Geistesschulung ist doch unter solchen Umständen ein reiner Luxus, den man sich zeit- und kräftemäßig gar nicht leisten kann!?

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Es geht nicht darum, noch etwas weiteres auf der materiellen Ebene zu tun, das zusätzliche Kapazitäten binden würde, die nicht mehr vorhanden sind. Es geht darum, das Denken zu ändern und Denken tut man sowieso den ganzen Tag. Man kann es gar nicht abstellen, sehr wohl aber die Art und Richtung des Denkens aktiv steuern, statt wie bisher jeden beliebigen Gedanken unkontrolliert im Kopf herumschwirren lassen. Das braucht Wachheit dem eigenen Denken gegenüber und tägliche Übung, aber nicht unbedingt zusätzliche Zeit. Das geht während der Fahrt zur Arbeit, während der Hausarbeit, während des Einkaufens, vor dem Einschlafen, nach dem Aufwachen.

Sie werden im Rückblick feststellen, dass Sie es sich eigentlich gar nicht leisten können, keine Geistesschulung zu betreiben. Denn unbewusste Gedankengänge erzeugen unerwartete Wirkungen. Dann sind Sie ständig damit beschäftigt, feuerwehrartig irgendwelche Brände zu löschen statt Herr des eigenen Lebens zu sein. Gerade wenn die freien Kapazitäten knapp sind, kann man sich solche "unvorhergesehenen Störungen" eigentlich gar nicht leisten! Haben Sie das Gefühl, den anstehenden Dingen immer hinterher zu laufen, immer zu spät zu sein, immer zu viele Aufgaben zu erledigen zu haben? Haben Sie schon viele Lösungen probiert, aber keine hat richtig funktioniert? Dann sollten Sie es mit Um-Denken versuchen. Das klingt so einfach, dass man meint, es könne gar nicht funktionieren, da schon komplexere Lösungsversuche nichts gebracht haben. Es ist theoretisch auch einfach, die praktische Umsetzung gestaltet sich dennoch als eine Herausforderung.

Es geht darum, das Denken nicht mehr als automatischen Prozess ablaufen zu lassen sondern das eigene Denken zunächst wachsam zu beobachten, um typische Denkmuster und Mechanismen zu erkennen. Erst wenn ich meine Denkmuster erkenne, werde ich auch den Zusammenhang mit meinen Erlebnissen herstellen können: Denken erzeugt Wahrnehmung und Erleben. Wenn ich diesen Zusammenhang einmal selbst (auf)gespürt habe, werde ich motiviert sein, mein Denken in eine gewünschte Richtung zu lenken, um gewünschte Ergebnisse zu erleben (Gesundheit, Frieden, Harmonie, Liebe). Die Gedanken fließen so oder so; die Frage ist nur, ob ich ihre Richtung bestimmen möchte oder ob ich weiterhin Spielball scheinbar fremder Mächte bleiben will. Der erste und sehr wichtige Schritt ist, überhaupt einmal damit zu beginnen, die eigenen Gedanken zu beobachten und festzustellen, in welche Richtung sie laufen und zu merken, dass sie in eine ganz bestimmte Richtung laufen. Man installiert sozusagen einen Beobachter in sich, der neutral und ohne Wertung den Status quo feststellt und die Zusammenfassung ans Bewusstsein meldet.

Später kommt man dann vielleicht auf die Stufe, auf der man vom Reagieren zum Agieren wechseln möchte, weil man die Zusammenhänge zwischen den vorherrschenden Denkmustern und seinem Handeln und Erleben erkannt hat. Nun ist man in der Lage, aus der Einseitigkeit die Vielfalt der Möglichkeit zu schaffen. Und das ist eigentlich das Wichtigste, was man Kindern auf den Weg mitgeben kann. Denn wer Schöpfer statt Opfer seines Lebensweges ist, wird alle Lernaufgaben des Lebens locker und mit Freude meistern. Man fühlt sich als Lenker seines Lebens, geht seinen Dingen voran und macht das, was man wirklich möchte. Wer mit dem Schicksal hadert und immer wieder gute Gründe hat, warum er gerade jetzt am Glück und seiner Entfaltung gehindert wird, muss sich mit viel Widerstand gegen seine Lernaufgaben herumschlagen und wird wenig Freude in der Lebensschule haben.

Was ist mit den Menschen in der Dritten Welt, die haben doch gar keine Chance für eine Veränderung und können sich den Luxus einer Geistesschulung gar nicht leisten, weil sie ums Überleben kämpfen müssen! Unter solchen Umständen von "innerem Frieden" zu sprechen, klingt doch wie Hohn, oder?

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Wenn Glück und innerer Friede von äußerem Wohlstand abhinge, müssten Millionäre die glücklichsten Menschen der Welt sein und Ureinwohner im Dschungel völlig unglücklich sein. Die Beobachtung zeigt aber anderes. Erst in dem Moment, wo der Kontakt mit der "Zivilisation" in den Ureinwohnern das Ego mit all seinen Bedürfnissen im Außen weckt, verlieren sie das zufriedene Strahlen in den Gesichtern, das auf den Fotos von diesen Menschen so auffällt. Und der Millionär stellt umgekehrt fest, dass er zwar auf der materiellen Ebene alles erreicht hat, sich dafür aber kein Glücksgefühl oder Gesundheit oder Freiheit von Sorgen kaufen kann. Oder aus Hungerzeiten während oder nach des Krieges hören wir von besonderen Glücksmomenten, die uns heute, im Überfluss und Wohlstand, gar nicht mehr so intensiv begegnen. Wir selbst kennen es auch: Im Büro sehnen wir den Urlaub herbei, weil wir überzeugt sind, dann glücklich zu sein. Haben wir dann Urlaub, kann uns schon ein Tag schlechtes Wetter oder ein "komischer" Tischnachbar die Stimmung gründlich vermiesen. Dann sind wir mitten auf der Trauminsel genauso ärgerlich und unzufrieden wie im Büro anstatt den Urlaubstag einfach so zu genießen, wie er kommt.

Lediglich der Unterschied zwischen unserer Erwartung und dem Erlebten bzw. die Beurteilung des Erlebten als gut ("bitte möglichst oft und viel davon") oder schlecht ("das war ja wohl unnötig!") lässt uns leiden. Lassen wir uns vom Ego nicht in die Irre führen: Die Geisteshaltung und innerste (zum Gutteil unbewusste) Überzeugungen führen unabhängig von äußeren Bedingungen zum Zustand von Liebe, Glück und Fülle oder zu Mangel, Ärger und Krankheit. Es gibt genug Belege dafür; wenn Sie sie wirklich finden wollen, werden Sie sie finden. Nichts überzeugt mehr als der Selbstversuch, denn er führt zur Selbst-Erfahrung.

Das Ego möchte allerdings, dass ich mich nicht auf den Weg mache und mir weiterhin mein wahres Selbst in all seinen Möglichkeiten verborgen bleibt. Es tarnt diesen Selbst-Betrug als soziale Geste gegenüber den weniger Privilegierten und richtet daher den Fokus meiner Aufmerksamkeit auf Mangel und Begrenztheit. Die Medien unterstützen diese Sichtweise. Dabei kann ich, wie schon oben angeführt, nur das geben, was ich habe. Besser gesagt, gebe ich immer das, was ich selbst habe. Wenn ich vom Mangel überzeugt bin, werde ich Mangel weitergeben - da ändert eine Geldspende nichts, der geistige Hintergrund entscheidet. Oder wurde schon jemals Mangel durch Geldspenden radikal (radix = die Wurzel) beseitigt? Schon alleine deshalb sollten wir die Quelle in uns wieder aufdecken - um Fülle in jeder Form weitergeben zu können.

Was mich stört an den geistigen Gesetzen ist die Behauptung, sie wären universell gültig - besonders, dass alles, was mir an Gutem und Schlechtem begegnet, mit mir selbst zu tun haben soll. Bei den Menschen in meiner nächsten Umgebung mag das ja zutreffen, aber was ist mit meinem Chef, meinen Kollegen oder den Lehrern meiner Kinder? Die kann man sich doch nicht aussuchen!

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Plakativ ausgedrückt lautet die Lösung: Das Problem kann nur der lösen, der es hat. Solange ich etwas im Außen für meine Befindlichkeit verantwortlich mache (und sei es "nur ausnahmsweise" und mit den plausibelsten Gründen), entmachte ich mich selbst und werde nicht zu innerem Frieden gelangen. Wirklicher Frieden herrscht erst dann, wenn auch nicht "ausnahmsweise" eine kleiner Bürgerkrieg auf meiner Geistesebene stattfindet. Und die geistigen Gesetze werden nicht dadurch außer Kraft gesetzt, dass ich beschließe, sie "ausnahmsweise" nicht auf meine konkrete Situation anwenden zu wollen. Man wird irgendwann an den Punkt kommen, an dem man keine Lust mehr hat, sich über die tausendfachen Dinge und Erlebnisse, die scheinbar von außen an einen herankommen, zu ärgern und ihnen damit Macht über seine Befindlichkeit zu geben. Dann wird man beschließen, anders darauf zu reagieren, in der Erkenntnis, dass Wut / Ärger / Hass / Angriff / Schuldprojektion ausnahmslos sinnlose Nullsummen-Spiele darstellen und nichts bringen außer Unfrieden.

Denn am Außen kann ich nichts ändern, an meinem Inneren jedoch schon. Allerdings erbringt der Wille oder das Wissen alleine noch nicht die gewünschten Ergebnisse. Dazu ist dann eine längere Geistesschulung nötig, um die Denkmuster aus den alten, eingefahrenen Gleisen zu lösen, und die Demut, dafür Lehrer und Helfer zu akzeptieren und sich wieder als Schüler zu sehen. Aus eigener Erfahrung kann ich Sie nur ermuntern, diesen Weg zu gehen, auch wenn er am Anfang gar keinen rechten Sinn zu machen scheint und sich enormer innerer Widerstand aufbaut. Wenn Sie bereits im Innersten überzeugt wären, dass der neue Weg zum Ziel führt, bräuchten Sie ihn gar nicht mehr zu gehen - dann hätten Sie seinen Zweck bereits verstanden! Seien Sie bereit, neue Denkweisen auch nur "vorläufig unter Vorbehalt" als Arbeitshypothese zu akzeptieren. Das wird Ihnen neue Horizonte eröffnen.

Eines der destruktivsten, hemmenden Denkmuster auf diesem Weg ist die Verwechslung von "Verantwortung" mit "Schuld". Wir sollen nämlich die Verantwortung für unsere Wahrnehmung wieder zu uns zurücknehmen, weil damit machen wir uns unsere vergessene Macht zur Veränderung wieder bewusst. Wir sind aber gewohnt zu denken, der andere sei schuld daran, dass ich mich schlecht fühle / ärgere. Schuld möchte ich aber nicht zu mir zurückholen, daher die große Versuchung, Ausnahmen von der Regel sehen zu wollen.

Ein zweites destruktives Denkmuster ist die Beurteilung von Schicksal als strafend und Glück als belohnend. Auch hier ist einiges an Studium und Übung nötig, bis man verstanden hat, dass alles, was auf mich bisher zukam und künftig zukommen wird, genau das richtige Lehrmittel war und ist, um mich auf meinem Weg zurück zur Einheit voranzubringen. Je mehr ich davon überzeugt bin, ich selbst wüsste am besten, was gut für mich ist, um so deutlichere Lernsituationen werden mir gegeben, die mir meinen Irrtum klarmachen möchten, denn dieser Irrtum erzeugt Leiden. Ich bin dankbar für alle Hinweise in jeder Form, in der ich sie bekomme und erkenne an, dass ich selbst sie not-wendig gemacht habe - insbesondere, dass nur Leiden jenseits der Schmerzgrenze geeignet ist, mich zu gründlichen Verhaltensänderungen und dem Aufgeben alter Muster zu bewegen. Oder haben Sie schon mal mitten im Wohlfühlen etwas grundlegend geändert? Hatten bisher die Krisen- oder die Luxusmomente weg-weisenden Einfluss auf Ihr weiteres Leben?

Ich denke, diese "esoterischen Weisheiten" kann man glauben oder nicht. Es ist wie mit so vielen anderen Glaubensmustern: die einen halten sie für falsch, die anderen für wahr!

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Es ist letztendlich keine Frage des Glaubens, es ist eine Frage des selbst Ausprobierens. Nur die eigene praktische Anwendung neuer Glaubensmuster zeigt, was für Wirkungen sie haben. Das allerdings nicht aus einer Position der Skepsis heraus ("ich probiere das mal, aber es wird eh nicht klappen!") sondern mit einer bejahenden Erwartung ("ich fände es großartig, wenn es klappen würde!"). Sonst fängt man sich selbst im Gesetz der Anziehung und erzielt - wie stets - genau das Ergebnis, von dem man insgeheim überzeugt ist (siehe hierzu das Buch "The Law of Attraction"). Wer nicht bereit ist, Neues und Ungewohntes mit einer positiven Grundeinstellung auszuprobieren, bleibt da, wo er gerade ist. Das ist weder gut noch schlecht - man muss sich nur bewusst überlegen, ob das den eigentlichen Wünschen entspricht.

Es ist auch eine gewisse Art von Demut gefragt beim Ausprobieren. Man muss sich nämlich eingestehen, dass man im ersten Beurteilen des esoterischen Weges nicht kompetenter ist als ein Fahrschüler nach der ersten Fahrstunde, der mit dem Fahrlehrer diskutieren wollte, wie unnötig kompliziert die Funktionsweise von Kupplung und Schaltung ist und der keck fordert, man solle erst einmal einen einfacheren Mechanismus erfinden, dann erst würde er in ein Auto steigen und das Fahren lernen wollen. So würde man es ihm unnötig schwer machen.

An dieser Stelle ist schon das genaue Beobachten der Einflussnahme des Egos gefordert, um aus dessen subtilen Machtspielchen heraus zu kommen. Man urteilt in völliger Selbstsicherheit über etwas, das man gar nicht richtig kennen kann, weil eine ausreichend intensive, eigene Erfahrung (und vor allem Übung!) fehlt. Und fühlt sich auch noch bestätigt dadurch, dass andere, die ebenfalls keine oder kaum Praxis in diesen Dingen haben, ebenso urteilen (und seien es die Medien). Diese Sichtweise ist ver-rückt! Doch so weit, diese Schlussfolgerung erst einmal (an)erkennen zu wollen, muss man erst kommen. Dies bedarf des Mutes, über den eigenen Schatten zu springen und etwas zu tun (vorher zu denken), das man noch nie so getan bzw geglaubt hat. Ohne diesen ersten Schritt im Geiste bliebe jeder weitere Schritt Makulatur. Gehe ich den esoterischen Weg ohne den Willen, meinen ver-rückten Geist wieder zurecht rücken lassen zu wollen durch Lehrer (in welcher Form auch immer), die bereits Erfahrung in dieser Art und Weise haben, werde ich nach dem Gesetz des Egos weiterhin suchen ohne zu finden, nur diesmal unter esoterischen Vorzeichen. Es würden sich nur die Worte und Bilder ändern, die ich benutze, nicht aber der Geist.


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