Kurz nach-denken...

...über (un-)soziale Medien:

Heute ein paar Gedanken zum Thema WhatsApp und anderen sozialen Medien, denen ich zwar kritisch, aber nicht ablehnend gegenüber stehe. Facebook und LinkedIn nutze ich beruflich. Wie immer ist entscheidend, mit welchem Geist man die Technik benützt und ob wir den Helfer eventuell schon zum Herren haben (wer beherrscht hier wen?).

Ich bleibe aus guten Gründen WhatsApp fern, habe mich gerade letzthin wieder aktiv damit beschäftigt und bewusst dagegen entschieden. Ich muss bei solchen "superpraktischen, kostenlosen" Apps, die "alle haben" immer an eine Ameisen-Köderdose denken. Die Ameisen holen sich freiwillig den vergifteten Zucker und teilen ihn auch noch fleißig mit ihren Artgenossen. Meines Erachtens irrt hier die Masse und meint, die versteckte Bezahlwährung sei unbedeutend. Ich handele auch in diesem Fall anders als der Mainstream, denn die meisten Menschen sind weder gesund, noch wunschlos glücklich, noch in innerem Frieden. Diese drei Attribute sind aber mein Lebensziel und ich komme ihnen immer näher.

Dennoch: Ich bin nicht gegen WhatsApp, benutze es nur nicht selbst und beobachte aufmerksam die Auswirkungen. Es könnte ja immer sein, dass ich mich täusche. Derzeit traue ich der Reinheit des Zuckers nicht.

Denn unser Kommunikationsverhalten wurde bereits völlig verändert und in der S-Bahn sitzen lauter Menschen, die lieber mit fünf fernen als einem nahen Menschen kommunizieren. Es ist kein Fauxpas mehr, sich mitten in einem Gespräch mit einem persönlich anwesendem Menschen dem Smartphone mit der neuesten Whatsapp-Nachricht zuzuwenden. Im Restaurant sitzen Paare und jeder starrt in sein Smartphone oder telefoniert; manchmal zeigt man sich gegenseitig Fotos - das ist alles an Kommunikation...

Und man ist nie im Hier und Jetzt, immer woanders. Das ist das Gegenteil von "bei sich sein", "sich spüren". Man ist immer "außer sich" und die Aufmerksamkeit wird immer wieder auf die App gelenkt, meist alle paar Minuten. Einfach warten - auf den Zug / auf das Ankommen am Fahrtziel / auf das Essen - und wahrnehmen, was in diesem Augenblick um einen herum los ist, wird verlernt. Es tritt keine Pause mehr ein für die Sinne und das Gehirn.

In diesem Ausmaß ist es kritisch und eine unbewusste Konditionierung und Fokussierung der Aufmerksamkeit auf etwas, was keinen Frieden schenkt. Ab-Lenkung vom inneren Weg hin zum äußeren Geschehen (Bilder und Handlungen statt Gefühle und Spüren). Nicht akzeptieren was ist, sondern sich von scheinbar bedeutungslosen Momenten ab-lenken. Dadurch nimmt man von der Umwelt noch weniger wahr und sie scheint noch uninteressanter zu werden, der Inhalt im Smartphone dadurch noch notwendiger und interessanter. Die Weltsicht und die Prioritäten verschieben sich.

Das ist schlicht das Gegenteil dessen, was so viele Botschaften aus der geistigen Welt als Weg zu innerer Ruhe und Gelassenheit sagen. Dort wird immer die Präsenz im Hier und Jetzt betont und die Akzeptanz dessen, was ist.

Zu Risiken und Nebenwirkungen sollte man andere Benutzer einmal bewusst beobachten und den eigenen gesunden Menschenverstand (den "inneren Beobachter") aktivieren. Maß halten und unabhängig bleiben ist angesagt. Inwiefern sich das mit einer intensiven Nutzung dieser Apps verträgt, da bin ich skeptisch. Das Sucht- und Ablenkungspotential ist gewaltig. Man wird sich entscheiden müssen, was einem derzeit wichtiger ist. Der Preis ist hoch, ist lediglich nicht in Euro zu bezahlen, sondern anderweitig. Man wird selten Weisheit tanken können, öfter Ablenkung und Zerstreuung statt Zentrierung, das Viele statt das Wesentliche.

Keine Zweifel, das Smartphone und seine Anwendungen können nützlich sein. Die Dosis macht das Gift, wie in der Medizin auch und wie generell in der Welt der Dualität. Auf die Balance zwischen den Polen kommt es an.


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