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Gleichnis 6

Ich soll der Schöpfer meiner eigenen Welt und meiner eigenen Erlebnisse sein? Aber man erlebt doch etwas, das von außen kommt und zieht daraus seine Schlussfolgerungen für die Zukunft, oder nicht?


Dies ist einer der in ihren Auswirkungen weitgehendsten Fehlannahmen, die wir in der Gesellschaft momentan als geistiges Allgemeingut pflegen und weitergeben: Dass es "da draußen" eine Realität gibt, die von uns unabhängig existiert und die wir als sozusagen unbeteiligte Beobachter betrachten und analytisch untersuchen können, um unsere Schlussfolgerungen als Lebenserfahrung ab zu speichern und künftig anders zu reagieren. Dadurch scheint es uns gerechtfertigt, mit anderen darüber zu diskutieren, sogar zu streiten, wie denn diese Wirklichkeit beschaffen sei. Denn erstaunlicher Weise hat jeder eine andere Vorstellung davon, die oft genug unserer eigenen Erfahrung sogar entgegengesetzt ist! Darum versuchen wir, Recht und Bestätigung für unsere, uns doch so logisch erscheinende Sichtweise zu bekommen, die noch dazu durch unsere Erfahrungen erhärtet und belegt ist! Nur leider finden wir niemand, der die Welt genauso sieht wie wir, nicht einmal der Lebenspartner! Nur für kleine Bruchstücke unserer Welt finden wir Mitmenschen, die uns in unserer Sichtweise bestätigen können und wollen (Beruf, Freunde, Hobby, Freizeitaktivitäten). Das macht uns doch irgendwie verzweifelt und einsam und wir fragen uns irgendwann: Warum dieses Paradox? Sieben Milliarden Menschen - sieben Milliarden Meinungen und "Wirklichkeiten", warum?

Der Grund ist so einfach wie anfangs schwer einzusehen: Weil es ganz anders ist als wir denken - unser Geist ist viel mächtiger und tätiger als wir es uns zutrauen oder gar vorstellen wollen, da wir Angst vor seiner Größe bekommen könnten. Die Antwort lautet: Unser Geist, unsere innersten(!) Überzeugungen (die uns oft genug nicht bewusst sind, nur durch ihre Auswirkungen erfahrbar), erschaffen unsere individuelle Realität! Es ist wie mit einem Kinofilm. In dem Moment, wo wir ihn betrachten, sind lange vorher bereits alle Vorbereitung gelaufen. Das Drehbuch wurde ausgedacht und geschrieben, die Schauspieler zusammengesucht, der Drehort festgelegt und der Film gedreht. Wir sehen im Kino das Endergebnis einer langen Kette gezielter Vorbereitungen. Und so ist es mit unserem (Er)Leben! Niemand käme auf die Idee, der Film habe eine unabhängige Realität und das Drehbuch würde erst geschrieben, nachdem der Autor diesen Film gesehen hat. Wir denken aber genau dies von unserer "Realität" und unseren Schlussfolgerungen daraus!

Wir stellen nicht die Verbindung her zwischen unseren innersten Glaubenssätzen und dem, was wir erleben. Das liegt unter anderem daran, dass in der Materiewelt die Umsetzung von geistiger in materielle Realität meist etwas dauert. (Sie kennen bestimmt Herzenswünsche von sich, die sich erst Jahre oder Jahrzehnte später erfüllt haben.) Innerhalb der Geistesebene geht die Umsetzung ohne jede Zeitverzögerung vor sich, jeder Gedanke zeitigt sofort Ergebnisse (gut zu sehen in unseren Träumen: ein Wunsch geht sofort in Erfüllung, "Unmögliches" kann blitzartig geschehen).

Situationen, die in ähnlicher Form trotz veränderter äußerer Umstände immer wiederkehren (insbesondere bei wechselnden Beziehungen und Arbeitsplätzen erlebbar), können uns auf die Spur unserer unbewusst wirkenden Glaubenssätze bringen. Da stehen uns andere Menschen gegenüber und dennoch erleben wir die gleichen Vorwürfe, werden wieder ausgenutzt oder ähnliches. Die einzige Konstante in der Gleichung sind wir, die anderen haben wir ausgetauscht (Orte, Personen, Umstände)! Und dennoch erleben wir die Wiederholung der Wiederholung - eben weil wir diese Umstände aufgrund unserer unveränderten Glaubenssätze wieder angezogen und in unser Leben gerufen haben.

Ist das nicht furchtbar? Nein, herrlich! Denn wenn wir diesen Mechanismus erst einmal als existent akzeptieren, können wir auf unsere innersten Überzeugungen zurückschließen über das, was uns scheinbar im Außen begegnet. Ist es Friede und Fülle oder Konflikt und Mangel? Und wir können etwas daran ändern, wir kommen in die Macht, wenn wir wollen! Sobald wir uns entscheiden, unsere Glaubenssätze einmal offen zu betrachten und zu hinterfragen (am effektivsten mit Hilfe von Coaches), dann kommen wir auch in die Lage, sie gegebenenfalls abzulegen oder zu verändern. Denn viele von ihnen wurden zur Schmerzvermeidung von uns vor Zeiten installiert, sind aber unter den aktuellen Bedingungen nicht mehr hilfreich, ja hinderlich. Die Umstände haben sich geändert, nur unsere Glaubenssätze nicht mit ihnen!

Im normalen Tagesbewusstsein sind uns diese Verträge mit uns selbst aber gar nicht präsent. Es ist, als hätte man vor langer Zeit Verträge in einen Safe gelegt. Und damit diese Verträge besonders sicher sind, hätte man den Safe besonders gut versteckt, den Schlüssel ebenfalls. Irgendwann vergisst man, wo man den Schlüssel (Zugang zur inneren Stimme) hingelegt hat, später, dass es den Safe (Unterbewusstsein, "Schatten") überhaupt gibt und dass da noch von mir unterschriebene Verträge (die Glaubenssätze) liegen.

Und nun kommt etwas, was wir unterschätzen: Nur weil wir nicht wissen, dass es diese Verträge gibt, deswegen sind sie nicht ungültig! Sie wirken weiterhin, ja noch stärker, da unkontrolliert und scheinbar vergessen im Unterbewusstsein. Sie sind es, die unsere Realitätserschaffung letztendlich am stärksten beeinflussen. Daher sind wiederkehrende Erlebnisse (z.B. Mobbing, komische Nachbarn, man wird ausgenutzt von anderen, eine immer wiederkehrende Krankheit) ein Zeichen für meine im Verborgen wirkenden Glaubenssätze. Und deshalb funktioniert es nicht, wenn sich alle Menschen Glück, Gesundheit und Frieden wünschen, ohne gleichzeitig ihre verborgenen Glaubenssätze anschauen zu wollen - das wäre nämlich im ersten Moment unangenehm und mit einiger Anstrengung und Eigeninitiative verbunden. Andere zu kritisieren sind wir gewohnt, uns selbst an die Nase zu fassen weniger.

Ich kann aus eigener Erfahrung nur davon schwärmen, wie man aktiv seine eigene Realität verändern und beeinflussen kann (bis hin zum Traumpartner / Traumberuf etc.) - aber eben nur wenn man vorher bereit ist, seine Schattenseiten anzunehmen und zu erlösen! Der Weg zum Licht führt über den Schatten. Es hilft nichts, ins Licht zu schauen bis die Augen schmerzen! Wir sind bereits im Zustand von Fülle und Liebe, es geht eigentlich "nur" darum, die selbst errichteten Hindernisse zu beseitigen. Wir müssen uns nirgendwo hinbewegen, nur die Hemmnisse in uns selbst abbauen! Die Verträge wollen angeschaut, geprüft und dann als nicht mehr notwendig ad acta gelegt werden. Erst das Zurückholen ins Bewusstsein und die aktive Entscheidung ihrer Ungültigkeit beendet einen Prozess, der vorher lange im Verborgenen gewirkt hat - wir haben uns sozusagen immer wieder ins Knie geschossen und uns gewundert, warum wir humpeln. Das ist nicht weiter schlimm, man muss nur irgendwann damit aufhören mögen.

Glück ist eine Wahl, kein "Zufall". Die Erschaffung der eigenen Realität passiert immer, ob wir wollen oder nicht - es ist eine uns als Geisteswesen ureigene Fähigkeit. Sie kann nicht abgeschaltet werden, so wenig wie atmen oder denken. Die Frage ist nur, ob wir bewusst erschaffen wollen oder uns von den scheinbar unvorhersehbaren Ergebnissen eines unbewussten Prozesses überrumpeln lassen wollen.


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