<< voriges  Gleichnis  nächstes >> 

Gleichnis 5

Gibt es noch weitere Gleichnisse, die den Sinn des Lebens und von "Schicksal" erklären können? Es scheint doch wirklich manchmal so sinnlos zu sein und man steht dem Schicksal machtlos gegenüber, oder nicht?


Warum das Leben manchmal so sinnlos wirkt, liegt darin, dass wir uns, solange wir unbewusst leben, wie Kinder in einem Sandkasten verhalten. Wir streiten uns um bunte Förmchen, weil wir unbedingt das blaue Viereck haben wollen und nicht das grüne Dreieck, vor allem und in erster Linie das Förmchen des Anderen. Wir werfen uns im Streit um die Förmchen gegenseitig Sand in die Augen, dann schreien wir laut über die Ungerechtigkeit der Welt und leiden.

Und was macht ein Erwachsener (bewusst lebender Mensch)? Sitzt am Rand des Sandkastens und lächelt. Warum? Weil er erkennt, dass es nur verschieden bunte Förmchen sind und nichts wirklich Wichtiges. Weil er erkennt, dass der Streit und das Leiden sofort aufhören würde, wenn das Kind nicht ausgerechnet das blaue, fremde Förmchen haben wollte sondern mit dem eigenen, grünen Förmchen zufrieden wäre. Denn letztendlich ist jedes Förmchen so gut wie das andere, man kann damit spielen und glücklich sein. Die einzige Möglichkeit zur Beendigung des scheinbaren Leidens ist, mir bewusst zu werden, dass ich nur um Förmchen streite, mich zu entscheiden, dass mir ein Unfrieden darum es nicht wert ist, und aus dem Sandkasten heraus zu klettern.

Dann wären wir also bei den Erwachsenen angelangt und glauben kurzzeitig, jetzt Ruhe zu haben. Bis wir feststellen, dass die Förmchen hier Karriere, Auto, Wohnraum und Geld heißen und nicht mehr mit Sand, sondern mit Beschimpfungen und Rechtsanwälten gekämpft wird. Und dann können wir wieder entscheiden: Wollen wir brüllen und unsere Augen mit einem Tränenschleier trüb machen? Oder wollen wir uns umsehen, ob am Rande dieses nächst größeren Sandkasten nicht wieder jemand mit mehr Bewusstheit sitzt (Gott, die Einheit, die Seelenebene) und uns zulächelt und damit die selbe einfache Lösung anbietet, für die wir uns nur entscheiden müssen? Wir leiden nur so lange, wie uns der Konflikt lieber ist als der Frieden. Niemand zwingt uns, länger zu leiden als uns lieb ist. Wir müssen allerdings auch das Ziel unserer Begierde loslassen, sonst geht es nicht!

Dazu ist mir auch ein anderes Gleichnis, ebenfalls aus dem Bereich des Kinderspielplatzes eingefallen. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich als Kind gerne an den waagrechten Turnstangen hing, die in verschiedener Höhe angebracht waren. Manche waren so hoch oben, dass ich sie noch nicht einmal im Sprung erreichen konnte. Dann hob mich mein Vater hoch, so dass ich mich daran hängen konnte. Eine kurze Zeit war ich glücklich - so lange, bis mich meine Kräfte in den Händen verließen. Dann wollte ich wieder hinunter. Einfach zu Boden fallen lassen wollte ich mich nicht - das war mir zu hoch. Also brüllte ich um Hilfe, die prompt in Form meines Vaters kam. Er sagte mir, ich solle loslassen, er finge mich auf. Ich aber traute mich nicht. Um mir zu beweisen, dass er die Kraft hätte, mich aufzufangen, zerrte er kurz an mir. Und was tat ich? Brüllte wie am Spieß, als wolle er mir Böses! Klammerte mich erst recht an meine Stange! So nehmen wir häufig die unwiderstehlichen Beweise der Macht der Einheit, die uns auffangen wird, sobald wir loslassen, als uns feindlich gesinntes "Schicksal" wahr und sträuben uns mit aller Kraft sinnlos dagegen.

Ein weiteres Gleichnis, das erklärt, warum wir uns zwar Friede und Glück wünschen, uns aber unbewusst so verhalten, dass wir leiden, ist der "Fluss des Lebens". Wir können uns die Welt vorstellen wie einen breiten, großen Fluss. Er fließt scheinbar träge dahin, wenn man aber versucht, gegen die Strömung auch nur auf der Stelle zu bleiben, wird es ziemlich anstrengend. Wenn man gar flussaufwärts schwimmen will, wird es fast unmöglich und bald geht uns die Kraft aus. Der Fluss des Lebens treibt, wie sollte es anders sein, auf das Meer zu - das Meer der Einheit. Wir - die Schwimmer in dem Fluss - bräuchten uns auf unserem Lebensweg, der uns von der Getrenntheit und Ver-zwei-flung zu Einheit und purer Liebe zurückführen will, eigentlich nur treiben lassen, dem Fluss des Lebens vertrauend, uns auf den Rücken legen und "den Herrgott einen guten Mann sein lassen". Dann würden wir durch alle Flusswindungen, Stromschnellen und anderen Hindernisse am besten durchkommen.

Was aber machen wir, die wir dem Fluss des Lebens nicht trauen? Vielleicht lauert hinter der nächsten Kurve ja eine tödliche Stromschnelle! Wir versuchen mit aller Kraft, auf der Stelle zu bleiben, auf der wir gerade sind. Denn diesen Flussabschnitt kennen wir, da fühlen wir uns sicher. Es ist vielleicht nicht der schönste, aber der beste, den wir kennen. Also versuchen wir mit aller Kraft, gegen den Strom auf der Stelle zu bleiben. Das ist verdammt anstrengend, aber die Angst vor der Überraschung hinter der nächsten Flussbiegung ist stärker. Nicht selten sind uns andere Schwimmer, die ebenfalls auf der Stelle bleiben wollen, im Weg. Andere gar, die endlich den sinnlosen K(r)ampf aufgegeben haben und sich flussabwärts treiben lassen, stellen ein ärgerliches Hindernis für uns dar. Wir müssen ihnen ausweichen, wollen wir nicht mitgerissen werden! All diese müssen wir bekämpfen und fort schubsen, um unseren scheinbar sicheren und festen Platz im Fluss des Lebens zu behaupten.

Die, die sich endlich trauen, sich treiben zu lassen, rufen uns vielleicht sogar zu: "Es ist ganz leicht und wunderschön, probier es aus!" Wir aber misstrauen ihnen und könnten denken: "Der will mich einlullen, damit mein Platz hier im Fluss frei wird! Ich glaube, ich höre schon den Wasserfall hinter der nächsten Ecke rauschen, mich bringt hier keiner weg!" Und so hören wir nicht auf, gegen den Fluss des Lebens zu kämpfen, der uns eigentlich nur ans Ziel bringen will. So lange, bis uns die Kraft ausgeht und wir aufgeben. Oder der Fluss schwillt an und wird immer reißender, weil er unser Bestes will und uns ins Meer der Einheit bringen. So lange, bis es uns mitreißt. Erst dann stellen wir das fest, was wir schon viel früher und leichter hätten haben können: Dass das Vertrauen in den Fluss des Lebens uns durch ein wunderbares Kaleidoskop wechselnder Ansichten und Einsichten führt und das Ziel - das Meer der Einheit - trotz vieler Windungen und Stromschnellen gewiss ist!

Wir müssen uns nicht um den Weg sorgen, das Ziel ist immer gleich, egal wo unser persönlicher Fluss auch immer seinen Weg nimmt. Und je mehr wir uns treiben lassen, um so leichter wird es und um so weniger Gegenströmung werden wir erfahren. Wir können steuern und rudern, wie wir wollen: Wir werden irgendwann den Fluss auf seiner ganzen Länge durchmessen haben und im Meer der Einheit landen. Unsere Kontrollversuche verzögern nur die Reise und machen sie unnötig beschwerlich. Jeder entscheidet selbst, ob die Reise für ihn ein Vergnügen oder ein Kampf gegen reißende Urgewalten wird. Die Entscheidung, ob wir überhaupt den Fluss bereisen wollen, haben wir nicht. Es geht darum, wieder da einzutauchen, wo wir hergekommen sind. Näheres dazu im Gleichnis mit dem Ozean. Ein Buch, das viele praktische Beispiele gibt, wie man sich im Alltag gegen oder mit dem Fluss des Lebens bewegen kann, wurde Esther & Jerry Hicks eingegeben: "Wie unsere Gefühle die Realität erschaffen".

Unser Leben kann man auch mit einem Spiel wie Monopoly vergleichen. Solange wir unbewusst leben, nehmen wir ohne Kenntnis der Spielregeln teil frei nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum". Solange wir in konventionellen Denkmustern leben, haben wir prinzipiell eine Ahnung, aber teils irrtümliche Annahmen über die Spielregeln, die wir aus den letzten Spielrunden abgeleitet haben ohne jemals die Gebrauchsanweisung gründlich studiert zu haben. Wir denken nämlich, als Erwachsene hätten wir das Spiel schon so lange gespielt, dass wir die Regeln inzwischen kennen würden und nicht noch einmal einen prüfenden Blick in die Beschreibung werfen müssten. Somit wundern wir uns, wenn wir manchmal aus unerklärlichen Gründen auf ein Feld kommen, auf dem wir etwas hergeben müssen oder eine Runde aussetzen. Plötzlich überrunden uns andere, die sich viel weniger bemühen, und bekommen vielleicht auch noch einen Joker obendrauf! Auf der anderen Seite wird uns manchmal völlig überraschend etwas geschenkt, manchmal aber auch genauso unerwartet beim nächsten Spielzug wieder genommen. Das nennen wir dann, weil wir die Regel dahinter nicht verstehen und wir es für Zufall halten "Glück" bzw. "Pech / Unglück / Schicksal".

Das Spiel des Lebens scheint also ziemlich unberechenbar zu sein. Und warum? Nur weil wir uns aus Stolz auf unser bisschen Spielerfahrung weigern, unser scheinbares Wissen über die Regeln durch einen erneuten, gründlicheren Blick ins Regelbuch oder das Befragen des Spielleiters zu erneuern und gegebenenfalls zu korrigieren. Denn wenn in einem Spiel öfter etwas für uns Unerwartetes und Unverständliches passiert, muss es nicht unbedingt daran liegen, dass es ein blödes Spiel ist. Es kann auch daran liegen, dass wir uns über die tatsächlich herrschenden Spielregeln täuschen! Wer mehr darüber erfahren möchte, dem sei das Buch "Die Schicksalsgesetze" von Rüdiger Dahlke wärmstens empfohlen.


nach oben